Der NDR bewegt sich noch immer zu wenig: Gewerkschaften und NDR hatten sich vergangene Woche darauf geeinigt, in einer zusätzlichen Runde die Tarifverhandlungen fortzusetzen. Die Hoffnung der Mitarbeitenden war: Der NDR könnte endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen und vor den Sommerferien für Tariffrieden sorgen. Diese Hoffnung wurde am Dienstag (16.7.) aber herb enttäuscht, der NDR bleibt grundsätzlich bei seinem Angebot: eine Tariferhöhung in zwei Stufen nur um 4,71 Prozent und 2,46 Prozent bei einer ungewöhnlich langen Laufzeit von 36 Monaten.
Die Kernpunkte seines Angebots nannte der NDR zudem „nicht verhandelbar“ - ungewöhnlich, treffen sich Tarifparteien doch zu Tarifverhandlungen, die schon dem Namen nach zum Verhandeln vorgesehen sind. Die Gewerkschaften empfinden diese Haltung in der nunmehr siebten Verhandlungsrunde als wenig konstruktiv.
Minimale Zugeständnisse machte der NDR beieinigen Details und den Terminen für die Erhöhung: 4,71 Prozent sollen bereits zwei Monate früher zum 1. August 2024 wirksam werden, weitere 2,46 Prozent dann zum 1. Oktober 2025, also drei Monate früher als im vorherigen Angebot. Zudem bietet der NDR etwas höhere Einmalzahlungen (1.700 Euro für Feste und arbeitnehmerähnliche Freie, 400 Euro für Auszubildende) an, die aber voll steuer- und sozialabgabenpflichtig sind.
Mit seinem geringfügig angepassten Angebot bleibt der NDR weit unterhalb der Erhöhung: des öffentlichen Dienstes der Länder: Dort liegt das Volumen mit mehr als 11 Prozent deutlich höher als das jetzige NDR-Angebot – bei einer Laufzeit von nur 25 Monaten, elf Monate weniger als im Angebot des NDR. In früheren Tarifrunden hatte der NDR argumentiert, er orientiere sich bei niedrigen Abschlüssen am Abschluss des öffentlichen Dienstes der Länder, um dann auch bei hohen Abschlüssen denselben Maßstab anzulegen. Aber was interessieren die Argumente von gestern? Heute werden plötzlich „wirtschaftliche Gründe“ ins Feld geführt, um den NDR vom öffentlichen Dienst abzukoppeln.
Zusagen will der NDR unverändert lediglich einen Zuschuss im Krankheitsfall für arbeitnehmerähnliche Freie ab dem ersten Tag, gedeckelt auf etwa 170 Euro brutto täglich. Erst nach einer Evaluationsphase könnte dieser Betrag auf eine volle Honorarfortzahlung angehoben werden. Dazu ist der NDR ein Jahr früher bereit, also 2027. Auch bei der Frage, ab welchem Einkommen Freie ihre soziale Schutzbedürftigkeit verlieren, konnte keine Einigkeit erzielt werden. Für freie Cutter*innen und Grafiker*innen bietet der NDR Honorarsteigerungen an, die im Ergebnis immer noch nicht marktfähig sind.
Streiks zeigen Wirkung
Mehrfach haben die NDR-Verhandlungsführer betont, dass sie sich nach 15 Streiktagen mit Sendungsausfällen Bewegung in den Verhandlungen wünschen – von uns. Die sorgfältige Buchführung in der Geschäftsleitung zeigt, dass unsere Streiks sehr wohl wahrgenommen werden. Das Angebot macht aber auch deutlich, dass weitere gemeinsame Aktionen erforderlich sind, um den NDR endlich zu einem Angebot zu bewegen, das den großen Kaufkraftverlust der Mitarbeitenden
ausgleicht.
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