Auch in der achten Runde der Gehalts- und Honorartarifverhandlungen für feste und freie Beschäftigte des NDR stießen Lösungsvorschläge der Gewerkschaften auf taube Ohren der Geschäftsführung, die den Beschäftigten ohne Not einen harten Sparkurs verordnen möchte. Trotz stabiler Einnahmen, einem überbordenden Überschuss im Jahr 2024 und stetig anspruchsvoller Tätigkeiten der Beschäftigten. Selbst Anregungen, die mit keinen Kosten für den NDR verbunden sind, wie etwa eine Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten lehnt das Haus mit der Begründung ab, das „nicht zu wollen“.
Wenn es nach dem NDR geht, ist die Arbeit seiner Beschäftigten künftig weniger, statt mehr wert: Der NDR erwartet von den Gewerkschaften ver.di, DJV, VRFF und unisono unverändert, ein Angebot zu akzeptieren, das einen Anstieg von Gehältern und Honoraren zum August dieses Jahres um 4,71% und um 2,46% zum Oktober nächsten Jahres vorsieht. Im gesamten Jahr 2026 gibt es dann keine Steigerung mehr.
Wir rechnen nach: Das ist eine Steigerung von zusammengezogen 7,17% für drei Jahre. Dabei beträgt der Verlust an Kaufkraft für die NDRBeschäftigten in den mehr als drei Jahren seit Mai 2021 bereits 12,7%. Bei einem Tarifvertrag über 36 Monate, den der NDR will, müssten wir auch die zu erwartende Geldentwertung über einen langen Zeitraum in wirtschaftlich und politisch unsicherer Zeit berücksichtigen.
Um diese Unsicherheit zu vermeiden, haben die Gewerkschaften beispielsweise eine Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten – also ausschließlich für das Jahr 2024 – vorgeschlagen, maximal von 24 Monaten. Der NDR hat gestern jedoch nur einen Abschluss über 36 Monate angeboten - dasselbe Angebot, das die Gewerkschaften bereits in der letzten Verhandlungsrunde vor der Sommerpause, am 16. Juli, abgelehnt hatten. Die Antwort auf unsere Frage, wie sich der in Verhandlungen zum vorhergehenden Gehalts- und Honorartarifvertrag am 14. November 2022 versprochene „Nachholeffekt“ wiederfinden würde, blieb der NDR schuldig.
Das Strohfeuer der Einmalzahlungen des letzten Tarifvertrags – der die damals galoppierende Inflation etwas ausgeglichen hat – ist in dieser Tarifrunde zur Sparflamme geschrumpft. Dagegen wehren sich die Beschäftigten mit einer Streikwelle, wie sie der Sender in Jahrzehnten nicht gesehen hat. Sie zeigen Selbstbewusstsein für ihre Leistungen und für die Zukunft des NDR. Da die Tariflöhne in vielen Branchen
allein im ersten Halbjahr um 5,6 Prozent zulegten ist absehbar, dass der NDR mit dieser Tarifpolitik nicht die Arbeitskräfte finden wird, um seinem Programmauftrag gerecht zu werden.
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