Der NDR hat den Gewerkschaften am gestrigen Dienstag ein neues Angebot vorgelegt und sich nach den Streiks der vergangenen Wochen tatsächlich in einigen Punkten bewegt. Den guten Willen und die Verbesserungen in Details erkennen ver.di, DJV, VRFF und unisono ausdrücklich an!
Allein bei den entscheidenden Punkten, den prozentualen Steigerungen von Gehältern und Honoraren, gibt es noch deutlichen Verbesserungsbedarf! Gehälter und Honorare sollen um 4,71 Prozent steigen – allerdings nach den Vorstellungen des NDR erst zum 1. Oktober 2024 und nicht rückwirkend ab 01. Januar 2024. Diese neun „Leermonate“ will der NDR mit einer Einmalzahlung abgelten, die für alle Vergütungsgruppen nachteilig ist. Die vom NDR vorgeschlagene Gesamtlaufzeit von 36 Monaten birgt angesichts völlig unabwägbarer Inflationsraten große Risiken für alle Mitarbeitenden.
Insgesamt liegt Das NDR-Angebot deutlich unter dem Tarifabschluss des Öffentlichen Dienstes der Länder, der uns als Richtschnur für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk dient. Die Lücke, die hier klafft, ist für die NDR-Belegschaft nicht akzeptabel. Sie würde dazu führen dazu, dass wir von der Einkommensentwicklung des öffentlichen Dienstes abgehängt werden.
Die tatsächliche prozentuale Erhöhung im Oktober 2024 fällt aufs Jahr gerechnet um ein Vielfaches geringer aus als 4,71 Prozent, und die angebotene Einmalzahlung reicht zur Kompensation der Lücke nicht aus, wie dieses Beispiel zeigt:
Bruttomonatsgehalt für Vollzeitjob bisher 6000 Euro | |
Entgangene Erhöhung von 4,71 Prozent über 9 Monate: | 2543,40 Euro brutto |
Angebotene Einmalzahlung: | 1000,00 Euro brutto |
Verlust durch neun Leermonate: |
Hinzu kommen Einbußen bei der staatlichen Rente durch geringere Einzahlungen und bei künftigen Betriebsrenten.
Beim Zuschuss im Krankheitsfall für arbeitnehmerähnliche Freie bleibt der NDR weitestgehend bei seinem bisherigen Angebot: Zuschuss im Krankheitsfall ab dem ersten Tag mit Attest ab dem ersten Tag. Nach wie vor sollen die Zahlungen bei der Bemessungsgrenze für die Krankenkasse (aktuell rund 62.000 Euro) gedeckelt werden.
Ziel sei es, so die Verhandlungsführer*innen des NDR, die Honorarfortzahlung bis 2028 einzuführen – so das bloße Versprechen. Bis dahin wolle man die Kosten des bisherigen Angebots zu evaluieren.
Wir Gewerkschaften haben diesen Vorschlag als unzureichend abgelehnt. Unsere Forderung bleibt, der NDR muss die Honorarfortzahlung für Arbeitnehmerähnliche jetzt einführen, ohne die angebotene Deckelung. Das ist in anderen ARD-Anstalten längst gängige Praxis.
Auch die Anhebung der 98er-Obergrenze war in dieser Verhandlungsrunde Thema. Hier bietet der NDR eine Anhebung auf 110.000. Ein erster Schritt. Hier steht die Forderung auf eine Anhebung vergleichbar mit einer VG1-Endstufe für Festangestellte im Raum.
Die 100 Euro mehr für alle Freien am Tag wurden konsequent vom NDR abgelehnt. An diesem Punkt haben wir dem NDR etwas geholfen und auf die „Niedrighonorarbereiche“ hingewiesen: Cutter*innen, Grafiker*innen und Onliner*innen. Dass haben die NDR-Verhandlungsführer*innen sichtlich überrascht aufgenommen und eine Prüfung signalisiert.
Die Gewerkschaften haben am Dienstag Druck gemacht, und dem NDR einen kurzfristigen weiteren Verhandlungstermin am kommenden Dienstag abgerungen. Auch wenn der NDR bereits angekündigt hat, sich nicht weiter bewegen zu wollen: Wie können wir den NDR gemeinsam dennoch dazu motivieren? So, wie wir es bisher auch geschafft haben: Mit Aktionen! Dafür brauchen wir Eure Unterstützung.
V.i.S.d.P.:
ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen, Peter Dinkloh, Goseriede 10, 30159 Hannover
Deutscher Journalisten-Verband Nord, Anja Westheuser, Rödingsmarkt 52, 20459 Hamburg
unisono, Michael Irion, Littenstr. 10, 10179 Berlin
VRFF Betriebsgruppe NDR, Jens Kunze, Hugh-Greene-Weg 1, 22529 Hamburg