In den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im NDR spielt der Sender auf Zeit - es gibt kaum Bewegung: Auch in der nunmehr fünften Tarifrunde beschränkte sich der NDR auf vage Nachfragen zu den Positionen derGewerkschaften sowie Andeutungen zumöglicher Verhandlungsbereitschaft. Einverbessertes Angebot für eine lineare Gehaltssteigerung legte der NDR weiterhin nicht auf den Tisch – zur großen Enttäuschung vieler Mitarbeitenden im NDR.
Unisono, ver.di, DJV und VRFF forderten den NDR erneut auf, das Gesamtpaket deutlichnachzubessern. Ziel sei, den in Folge derhohen Inflation massiven Kaufkraftverlust der Mitarbeitenden von rund 12 Prozent auszugleichen. Der NDR bietet aber weiterhin lediglich eine sichere Erhöhung von Honoraren und Gehältern um 2,25% in 2024 an. Weitere 2,46% soll es 2025 nur dann geben, wenn der Rundfunkbeitrag erhöht wird.
Aus Sicht der Gewerkschaften ist dieses Angebot nach wie vor indiskutabel: Die Beschäftigten im NDR dürften nicht von der Gehaltsentwicklung im öffentlichen Dienst abgekoppelt werde, an denen sich der NDR bei niedrigen Steigerungen auch orientiert. Der letzte Tarifabschluss im öffentlichen Dienst liegt im Volumen bei rund 8 bis 11 Prozent.
Ver.di, DJV, VRFF und Unisono haben zudem erneut erklärt, dass sie einer Koppelung der Tarifsteigerung an die Beitragsanpassung nicht zustimmen werden. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden dürften nicht zum Spielball der Medienpolitik werden. Immerhin gab der NDR zu erkennen, dass er diese Koppelung an eine Beitragserhöhung fallenlassen könnte. Die Gewerkschaften sehen darin eine Voraussetzung dafür, überhaupt über eine Laufzeit von mehr als 12 Monaten zu verhandeln. Der NDR rückte in der Tarifrunde immerhin von seiner Forderung einer 30-monatigen Laufzeit ab und signalisierte die Bereitschaft, über einen „Korridor nahe 24 Monaten“ zu sprechen.
Auch bei der Honorarfortzahlung für frei Mitarbeitende blieb der NDR bei seinem unzureichenden Angebot: Als die Obergrenze will der NDR nach wie vor die Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung heranziehen. Das bedeutet im Höchstfall eine Entschädigung von rund 170 Euro täglich (an sieben Tagen pro Woche) - deutlich weniger als ein Honorar, das gesunde freie Mitarbeitende am selben Tag verdienen könnten.
Aus Sicht der Gewerkschaften hat der NDR die Chance zu einem schnellen Abschluss erneut verstreichen lassen - zu Lasten der Mitarbeitenden und mit der möglichen Folge weiterer Warnstreiks. Am 9. Juli 2024 werden die Tarifverhandlungen fortgesetzt.
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